Sentier des Vosges Etappe 2: Labaroche nach Munster

Details:

16,5 km (Distanz)

532 m (Aufstieg)

900 m (Abstieg)

376 m (niedrigster Punkt)

969 m (höchster Punkt)

Höhenprofil:

Höhenprofil

(Klick zum Vergrößern)

Montag, 22.05.2023

Heute steht nur eine kurze Wanderung über 16 Kilometer mit knapp 500 Höhenmetern auf dem Programm, aber ich stehe trotzdem schon früh auf um noch vor Sonnenaufgang aufzubrechen. Für den frühen Nachmittag sind an meinem Etappenziel in Munster Gewitter angekündigt und da wäre ich dann schon gerne an meinem Ziel angekommen. Regen kann ich, aber Gewitter muss nicht unbedingt sein. Also stehe ich widerwillig auf als mein Wecker klingelt und breche nach kurzer Katzenwäsche in der Morgendämmerung in Labaroche auf, Frühstück gibt’s dann unterwegs. Hier im Ort schlafen noch alle als hinter mir gerade die Sonne über den dicht bewaldeten Hügeln der Vogesen aufgeht, während ich die letzten Häuser des Bergdorfes hinter mir lasse.

Der Weg führt nach Süden Richtung Petit Hohnack, den ich selbst leider nicht besteigen kann, da sich die kleine Bergkuppe samt dazugehöriger Burgruine in Privatbesitz befindet. Ein Verbotsschild in französischer Sprache klärt mich auf, dass der Zugang zur Burgruine daher nicht gestattet sei und ich überlege kurz, ob ich dies aufgrund meiner rudimentären Französischkenntnisse einfach ignorieren soll. Der Weg zur Burgruine führt jedoch an einem bewohnt aussehenden Anwesen vorbei und ich möchte im wahrsten Sinne des Wortes keine schlafenden Hunde wecken. Also umgehe ich den Petit Hohnack und beschließe, am Waldrand unterhalb des Grand Hohnack erst einmal eine Frühstückspause einzulegen. Mein „petit-déjeuner“ besteht aus einer Tafel Schokolade und einem Baguette, dass ich in weiser Voraussicht schon am Vorabend in Labaroche erstanden habe. So bastle ich mir mein eigenes Pain au chocolat und mangels Kaffee gibt’s halt mein Sportgetränk dazu.

Durch den Wald geht es weiter zum Croix de Wihr, einem Ehrenmal zum Gedenken an die Gefallenen im ersten Weltkrieg. Ich befinde mich hier an der Frontlinie, an der im Sommer 2015 in einem erbitterten Stellungskrieg zwischen französischen und deutschen Einheiten rund um den Col du Linge 17.000 Soldaten ihr Leben verloren. Dass ich heute hier nun friedlich durch den Wald wandern kann ist tröstlich, wenn auch der Gedanke an die grausame Historie dieser Gegend bedrückend ist. Ich bin in diesem Waldstück am frühen Morgen ganz alleine unterwegs, gut in der Zeit und noch recht müde vom frühen Aufstehen und so verlockt eine Bank am Wegrand erst einmal zur Pause. Ich gehe für etwa 15 Minuten „Waldbaden“, schließe die Augen und lausche den Vögeln und dem Wind. Anschließend geht es weiter zum höchsten Punkt der heutigen Etappe am Kuhberg auf 969 m ü. M. Hier beginnt mein Abstieg ins Munstertal, der zunächst serpentinenartig und dann über schmale Waldwege nach Süden Richtung Gunsbach führt. Nach einem kurzen Anstieg westwärts geht es weiter talwärts bis ich irgendwann die Ufer der Fecht erreiche. Über mir türmen sich schon die Wolken und in der Ferne sieht es bereits mächtig düster am Himmel aus. Ein Blick auf meine Wetterapp bestätigt mir, dass ich alles richtig gemacht habe. Kurze Zeit später erreiche ich Munster, rund um die Ruinen des Klosters St. Gregor sind zahlreiche Störche in ihren Nestern und lassen sich in keinster Weise vom herannahenden Unwetter beeindrucken. Während ich meine Unterkunft ansteuere höre ich am Himmel schon das erste Donnergrollen. Mein Hotel hat heute Ruhetag, aber ich habe einen Code bekommen, mit dem ich die Hoteltüre öffnen kann. Während ich eintrete fallen hinter mir die ersten dicken Regentropfen auf den Asphalt.

Der Zimmerschlüssel ist an der Rezeption für mich hinterlegt und so beziehe ich mein Zimmer und kümmere mich nicht weiter um den Starkregen, der nun durch die Hotelfenster erkennbar ist und der von heftigen Donnerschlägen begleitet wird. Nachdem ich geduscht und ein wenig ausgeruht habe hat sich auch das Wetter wieder beruhigt. Die Störche sitzen weiterhin in ihren Nestern als wäre nichts geschehen und ich gehe in der Brasserie neben meinem Hotel erst einmal einen Kaffee trinken. Wenn ich schon in Munster im Munstertal bin muss es heute auch noch etwas mit Munsterkäse geben und so bestelle ich zum Abendessen im „La Table des Malker“ das Fondue mit Munsterkäse. Zum Glück habe ich morgen ein paar Kilometer und Höhenmeter mehr vor mir, damit ich all die Kalorien wieder abarbeiten kann.

Sentier des Vosges Etappe 1: Ribeauvillé nach Labaroche
Sentier des Vosges Etappe 3: Munster nach La Petite Finlande in Orbey