Jesus Trail Etappe 3: Kibbutz Lavi nach Arbel

Details:

18,6 km (Distanz)

264 m (Aufstieg)

522 m (Abstieg)

-86 m (niedrigster Punkt)

312 m (höchster Punkt)

Höhenprofil:

Höhenprofil

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Donnerstag, 28.09.2023

Es ist heiß heute,  35°C sind keine angenehme Wandertemperatur und der Blick vom Kibbutz Lavi in die vor uns liegende Ebene zu den Horns of Hattin zeigt, dass wir exponiert und ohne Schatten laufen. Am Frühstücksbuffet im Kibbutz sind wir die Ersten, um wenigstens noch ein wenig von der morgendlichen Kühle zu Beginn unserer Wanderung mitzunehmen. Als wir unser Frühstück beenden trudeln weitere Frühstücksgäste gerade erst ein. Wir brechen derweil auf und laufen vorbei an Ziegengehegen, Kuhställen mit landwirtschaftlichen Gebäuden und der Lavi Furniture Company, die Möbel für Synagogen herstellt, bis wir schließlich das Gelände des Kibbutz verlassen. Vor uns liegt eine braune Steppe, auf der einsam ein paar Kühe weiden und in der Ferne die Horns of Hattin, unser nächstes Zwischenziel. Der Weg dorthin ist einfach, aber die Hitze dringt jetzt schon in den frühen Morgenstunden zu uns und als wir am Fuß der beiden Vulkankegel ankommen ist die 30°-Marke schon überschritten. Jetzt kommt auch noch der Aufstieg dazu, aber wir gehen es langsam an und es ist auch nicht sonderlich steil. In der Mitte des Anstiegs steht ein kleines Denkmal mit Bibelsprüchen auf Englisch, Hebräisch und Arabisch, groß genug um Schatten zu spenden in dem wir uns kurz ausruhen und eine Trinkpause einlegen. Dann geht es weiter zum Gipfel des südlichen Horns.

Hier haben wir einen Ausblick in alle Himmelsrichtungen: im Süden verläuft die Autostraße nach Tiberias, im Westen ist das Kibbutz Lavi auf seiner kleinen Anhöhe zu erkennen und direkt unter uns die Ebene, die am 04. Juli 1187 als Ort der größten militärischen Niederlage der Kreuzritter in die Geschichte einging und die u. a. zum Verlust des Königreichs Jerusalem an die Muslime führte. Einer der entscheidenden Fehler der Kreuzritter vor über 800 Jahren war dabei, dass die Truppen im Hochsommer bei Wassermangel von Sepphoris Richtung Tiberias zogen und der Weg zu den Quellen dann zwischenzeitlich abgeschnitten wurde. Dass dieser strategische Fehler zu Durst, Erschöpfung und im Verlauf zur militärischen Niederlage führen muss, können wir bei den heutigen Temperaturen hier vor Ort sehr gut nachvollziehen und wir sind froh, dass wir genügend Wasservorräte dabei haben. Nördlich von uns liegt das galiläische Bergland bis zum Libanon und im Osten sollten wir eigentlich unser Etappenziel am Fuß des Mount Arbel bis zum See Genezareth und die Golanhöhen sehen, aber der Osten ist noch ganz unter einer Dunstglocke versteckt und so lässt sich zumindest der See Genezareth von hier aus nur erahnen.

Als nächstes folgt der Abstieg über felsiges Gelände. Es geht ewa 300 Höhenmeter bergab auf teilweise schwierigem Terrain und hier ist zum ersten Mal auf der Tour ein wenig Trittsicherheit gefordert. Wir lassen uns Zeit, legen Trinkpausen ein und müssen nur kurz improvisieren als der vorgegebene Weg, den wir per GPS auf’s Handy geladen haben, plötzlich nicht mehr existiert. Die letzten Meter zum nächsten Zwischenziel laufen wir daher durch das nun nur noch leicht abfallende Gelände und kommen an einem Stacheldrahtzaun heraus, dem wir noch einige Meter folgen, bis wir einen Durchlass finden. Wir sind am Parkplatz von Nabi Shu’aib angekommen, einem drusischen und islamischen religiösen Schrein am Grab des Propheten Shu’aib, der traditionell mit der biblischen Gestalt von Jethro, dem Schwiegervater des Mose, identifiziert wird. Nabi Shu’aib gilt als der wichtigste Wallfahrtsort der Drusen und wäre sicherlich auch für uns eine sehr interessante Sehenswürdigkeit auf unserer Tour gewesen, wenn die Gedenkstätte denn geöffnet gewesen wäre. Doch bei unserer Ankunft ist hier keine Menschenseele und der Zugang zur Gedenkstätte ist mit einem Tor versperrt. Ein Schild verrät, dass der Zugang erst später am Tag öffnet und da es auch hier keinen Schatten gibt macht es für uns wenig Sinn in der Hitze auszuharren. So setzen wir unseren Weg fort und erreichen über einen nochmaligen kurzen Abstieg eine Ebene, in der wir in der Ferne schon unser Etappenziel Arbel erkennen können.

Über landwirtschaftliche Feldwege erreichen wir zunächst die Ruinen einer alten Synagoge aus dem 4. Jahrhundert, von hier sind es weniger als 10 Minuten zu unserer Unterkunft bei den Arbel Holiday Homes. Unser Gastgeber ist russischer Abstammung und spricht kein Wort Englisch, so verläuft die Kommunikation etwas erschwert, aber dank moderner Hilfsmittel wie Google-Übersetzer können wir uns ausreichend verständigen. Wir bekommen ein kleines blockhausartiges Häuschen in einer kleinen Siedlung zugewiesen und die Uhrzeit mitgeteilt, zu der wir uns zum Abendessen an einem bestimmten Ort einfinden sollen. Unser Häuschen ist klimatisiert und das ist nach den Anstrengungen des Wandertages in der exponierten Hitze eine Wohltat. Wir duschen und ruhen uns erst einmal aus. Kurz vor dem Abendessen gehe ich die wenigen Meter zu den Ruinen der alten Synagoge nochmal zurück um ein paar Fotos bei Sonnenuntergang zu schießen. Dann treffen wir uns zum Abendessen, das von der Gastgeberfamile selbst zubereitet wurde; es gibt gebratene Hühnchenschenkel mit Salaten und Beilagen in rauhen Mengen und wir sitzen noch eine Weile mit den anderen Gästen zusammen, bevor wir uns zur Nachtruhe in unser kleines Häuschen zurückziehen.

Jesus Trail Etappe 2: Kana nach Kibbutz Lavi
Jesus Trail Etappe 4: Arbel nach Capernaum