Jesus Trail Etappe 2: Kana nach Kibbutz Lavi

Details:

14,9 km (Distanz)

345 m (Aufstieg)

282 m (Abstieg)

193 m (niedrigster Punkt)

372 m (höchster Punkt)

Höhenprofil:

Höhenprofil

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Mittwoch, 27.09.2023

Zum Frühstück bekommen wir Besuch von unserem Gastgeber, der uns mit frischen Backwaren aus einer nahe gelegenen Bäckerei versorgt. Es gibt frischen Kaffee und Sesambrötchen mit Omelett, Pitafladen mit Za’atar und Pizzabelag sowie Croissants mit Pistazien und Vanillecreme und von allem reichlich. Vom Vorabend haben wir auch noch Pita mit Hühnchenschnitzel und Hummus übrig, so dass wir mehr als genug Marschverpflegung für die kommenden Tage haben. 31° C sind vorhergesagt und so füllen wir unsere Tagesrucksäcke neben den Essensvorräten wieder mit reichlich Wasser auf.

Schon am frühen Morgen ist es warm und unsere heutige Tour beginnt erst einma mit einem Anstieg von 150 Höhenmetern aus Kana heraus. Schon bald sehen wir die Stadt hinter uns und auf dem Hügel dahinter Mash’had, das wir gestern durchwandert haben. Die Straße steigt langsam aber stetig an und die Häuser werden weniger. Zu unserer Linken passieren wir eine Moschee mit zwei grünen Türmen und dann nach all den quaderförmigen renovierungsbedürftigen Häusern zu unserem Erstaunen einen einsamen Luxusbungalow mit grünem Rasen. Vor der Haustür reinigt eine arabisch gekleidete Frau die Straße mit Trinkwasser aus einem Gartenschlauch und irgendetwas an dieser Szenerie passt nicht so ganz in das Gesamtbild der Umgebung hier. Danach hört die Straße samt Anstieg auf und wir finden uns auf einem staubigen Feldweg wieder. Einige hundert Meter nach dem Ortsende mit besagtem Nobelbungalow treffen wir wieder auf die uns vom Vortag bekannten Müllberge rechts und links des Feldweges. Anschließend führt unser Trail auf einem Bergrücken durch den Beit Keshet Forest weiter in nordwestlicher Richtung und immer wieder eröffnen sich Blicke in das Tur’an Valley im Norden und die arabische 11.000-Einwohner-Stadt Tur’an, die ob ihrer Quelle eine strategische Rolle in der entscheidenden Niederlage der Kreuzritter bei der Schlacht an den Horns of Hattin 1187 spielte.

Nachdem wir den Beit Keshet Forest hinter uns gelassen haben treffen wir auf ein Armeecamp und schließlich an einen „Omelett Junction“ genannten Rastplatz mit gleichnamigem Imbiss. Die schattigen Plätze vor dem Imbiss sind größtenteils belegt, partiell von bewaffneten Armeeangehörigen aus der Nahe gelegenen Base und partiell mit zum Teil ebenfalls bewaffneten Zivilisten. Wir haben nur ein Taschenmesser dabei, aber das reicht uns, um an einem der noch freien Tische unseren Proviant zu teilen. Die lecker belegten Pitafladen aus dem Omelett Junction-Imbiss werden wir nicht probieren, weil wir selbst genügend Proviant dabei haben, aber gekühlte Cola Zero und Limonade besorgen wir uns gern zu unserer Mahlzeit.

Nachdem wir unsere Wasservorräte nochmals aufgefüllt haben tränken wir unsere Halstücher, Mützen und T-Shirts noch mit Wasser und betreten den sonnenexponierten staubigen Feldweg, der parallel zur nahe gelegenen Route 77 Richtung Golani Junction führt. Der leichte Wind und die Verdunstung des Wassers auf unseren Kleidern halten uns angenehm kühl, die Strecke ist flach und so lässt es sich gut laufen. In der Nähe der Golani Junction treffen wir zunächst auf eine Steinmauer, die zu einem Tunneldurchgang unterhalb der Route 65 führt und in diesem auf mehrere Schulklassen mit hunderten von Kindern, die mit ihren sichtlich überforderten Lehrkräften den vor uns liegenden Lavi Forest durchwandern. Wir suchen uns auf dem Weg durch den Wald an den vielen Abzweigungen die Route abseits der vielen Kinder, die wir schon bald nicht mehr sehen, aber durchgängig hören können, bis wir das Ende des Lavi Forest erreichen. Hier trennt sich unser Weg von dem der Kinder und wir nehmen den letzten Anstieg des Tages zum Kibbutz Lavi in Angriff. Oben angekommen fällt uns ein riesiges Luftschiff auf, dass im Nachbarort Giv’at Avni ankert und das wir schon den ganzen Tag von weitem gesehen haben seit wir Kana verlassen haben. Ein Blick in „google“ erklärt uns, dass es sich hier um den Spionageballon „Tau des Himmels“, eine der neuesten Errungenschaften der israelischen Luftwaffe handelt, die als eine Art “Auge am Himmel” über Galiläa und darüber hinaus wacht. An der Unterseite des Zeppelins sollen sich hochmoderne Sensoren befinden, die den Luftraum bis zum Irak überwachen sollen, um auf Bedrohungen aus der Luft zu reagieren, bevor diese in den israelischen Luftraum eindringen.

Wir checken erst einmal im Hotel Kibbutz Lavi ein und beziehen unser Zimmer im zweiten Stock. Das Kibbutz hat unter anderem ein Hallenbad, aber die Besuchszeiten sind streng festgelegt. Zu unserer Ankunftszeit ist der Besuch des Bades erst einmal nur den Frauen vorbehalten und so erkunde ich zunächst das Kibbutz und sehe am südlichen Ende des Hügels in der Ferne sowohl die Horns von Hattin wie auch weiter südlich Tiberias und erstmals den See Genezareth. Ab 16:30 Uhr ist gemischtes Baden erlaubt und so mache ich mich auf den Weg ins Hallenbad um im Wasser zu entspannen und noch ein wenig zu schwimmen. Durch die Glasfront am südlichen Ende des Hallenbades sieht man wieder den Spionageballon, aber ich gehe mal davon aus, dass die israelische Luftwaffe eher weniger daran interessiert sein wird, mir beim Schwimmen zuzusehen. Nach 18:00 Uhr gehen wir zurück ins Hotel und anschließend zum Abendessen. Das Buffet ist groß, reichhaltig und alles sehr lecker und ausschließlich koscher. Milchprodukte findet man keine und sogar die Kaffemaschiene mit der integrierten Milchdüse ist abgehängt. Auf meinem Teller landen Fisch, Süßkartoffeln, Kartoffeln und Reis mit einem grünen Bohnengemüse, das super lecker gewürzt ist mit Kreuzkümmel und Koriander.  Zum Nachtisch gibt’s für mich noch Obst, die vielen Baklavavarianten können mich nach dem reichhaltigen Essen jetzt nicht mehr reizen. Die Mischung der Gäste im Speisesaal ist ebenfalls vielfältig, hier gibt es Touristen, einheimische Israelis und viele ultraorthodoxe jüdische Familien, die man nicht nur an ihrer Kleidung sondern auch an ihrem traditionellen Rollenverständnis erkennt, welches dadurch gekennzeichnet ist, dass sich die Patriarchen bevorzugt von den restlichen Familienmitgliedern bedienen lassen und die zumeist adipösen Jugendlichen und Kinder am Buffet relativ rücksichtslos vordrängen. Nachdem wir das Essen und unsere Sozialstudien beendet haben ziehen wir uns auf unser Zimmer zurück und verbringen den restlichen Abend mit Spielen und Lesen. Morgen geht es weiter durch den Nationalpark der Horns of Hattin.

Jesus Trail Etappe 1: Nazareth nach Kana
Jesus Trail Etappe 3: Kibbutz Lavi nach Arbel