Jesus Trail Etappe 4: Arbel nach Capernaum

Details:

21,8 km (Distanz)

552 m (Aufstieg)

808 m (Abstieg)

-212 m (niedrigster Punkt)

166 m (höchster Punkt)

Höhenprofil:

Höhenprofil

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Freitag, 29.09.2023

Letzter Tag auf dem Jesus Trail und es ist erneut heiß und es geht richtig tief nach unten. Auf 212 m unterhalb des Meeresspiegels liegt unser Tourziel in Capernaum am See Genezareth und das ganze heute nochmal bei 35° C. Wir brechen erneut früh auf und erreichen zunächst noch einmal die Ruinen der alten Synagoge aus dem 4. Jahrhundert, die wir schon am Vortag besichtigt haben. Der Versuch, der Hitze in den frühen Morgenstunden zu entgehen erweist sich als zwecklos, denn die 30°-Marke ist schon bald wieder überschritten. Wir werden entschädigt durch grandiose Ausblicke, die sich uns am Mount Arbel eröffnen, über den See Genezareth ins Ginosar Valley bis Tabgha und erstmals ist auch unser Tourziel Capernaum in der Ferne erkennbar. Wir steigen ab nach Wadi Hamam und entdecken auf dem Weg Stacheln eines Stachelschweins, das den Trail offensichtlich schon vor uns gegangen ist. Wir passieren die Moschee der arabischen Stadt am Fuß des Mount Arbel und sind schon bald auf dem Weg Richtung See Genezareth. Hier müssen wir uns entscheiden: nach links zweigt der Jesus Trail ab, der entlang des heutigen Migdal etwas westlich des Seeufers durch Bananenplantagen führt, bis er kurz vor Tabgha den See erreicht. Einfach zu gehen aber unspektakulär.

Die Variante für die wir uns entscheiden führt uns zur Ausgrabungsstätte des ehemaligen Magdala am Seeufer, der Heimat von Maria Magdalena. Im Jahre 2009 kam hier unter einer nur 30 cm tiefen Erdschicht die Magdala-Synagoge zum Vorschein. Sie ist bisher die älteste Synagoge, die in Galiläa ausgegraben wurde und eine der sieben Synagogen des 1. Jahrhunderts in Israel. Im heutigen archäologischen Park findet sich auch der Magdala-Stein, der wahrscheinlich als Halter der Torah- und Prophetenrollen diente und den Jerusalemer Tempel repräsentiert. Im Zentrum von Magdala besuchen wir als nächstes das Duc in Altum mit dem Frauenatrium, das verschiedene Frauen des Neuen Testaments repräsentiert, die Jesus gefolgt sind. Von dort haben wir Zugang zu den vier Kapellen, die jeweils mit einem Mosaik geschmückt sind, das eine biblische Szene in der Umgebung des Sees Genezareth darstellt. Zurück im Atrium haben wir außerdem Zugang zur Boot-Kapelle, deren Altar-Boot genau über dem Hafen des 1. Jahrhunderts steht und hinter dem sich durch die große Glasfront der Blick zum See Genezareth eröffnet. Nachdem wir wieder im Freien sind machen wir noch einen Abstecher zum Seeufer von Magdala, wo sich noch ein kleinerer Boot-Altar befindet, dann brechen wir wieder auf. Die Zeit hat gar nicht gereicht um all die Sehenswürdigkeiten hier in Magdala genauer zu erkunden, aber wir sind auch so schon beeindruckt von dem was wir hier alles bestaunen können.

Es geht weiter am Seeufer entlang Richtung Norden, bis wir Tabgha erreichen. Hier steht die Brotvermehrungskirche, die der Ort sein soll, wo nach dem Matthäusevangelium die wundersame Brot- und Fischvermehrung bei der Speisung der Fünftausend stattfand (Mt 14,13-21). Der Innenraum der Kirche ist mit wunderschönen Mosaiken aus dem 4. und 5. Jahrhundert ausgelegt, die bei unserem Eintreffen gerade von drei Handwerkern liebevoll restauriert werden. Wir schauen ihnen eine Weile bei ihrer Arbeit zu und genießen den Schatten, den die Kirche spendet. Anschließend pilgern wir weiter zur wenige hundert Meter entfernt liegenden Primatskapelle am östlichen Ende von Tabgha. Diese markiert den angenommenen Ort, an dem Jesus nach seiner Auferstehung erschienen sein und mit seinen Jüngern das Mahl gehalten haben soll, bei dem Petrus zur Nachfolge beauftragt wurde. Doch als wir am Eingang der Kapelle ankommen stehen wir vor verschlossenen Türen. Hier in Galiläa scheint jede die Sehenswürdigkeiten individuell verwaltende Religionsgemeinschaft ihre eigenen Öffnungszeiten festzulegen, die sich uns auf unserer Tour durch Galiläa bislang noch nicht erschlossen und die wir bislang auch noch nicht wirklich publiziert gesehen haben. Anyway, es warten ja noch weitere Highlights auf uns, auch wenn wir bereits kurz vor Capernaum stehen. Als nächstes weichen wir wieder vom Trail ab, denn wenige hundert Meter hinter dem verschlossenen Eingang zur Primatskapelle zweigt auf der anderen Straßenseite ein Weg ab, der einen Hügel hinaufführt zum Berg der Seligpreisungen. Nach ca. 15 Minuten Fußmarsch bergauf erreichen wir die Kirche der Seligpreisungen, die bei unserer Ankunft, man ahnt es schon, ebenfalls verschlossen ist. Hinweisschilder finden wir keine, aber einen Angestellten, der sich im Inneren des umzäunten Areals befindet und uns zu verstehen gibt, dass erst in ca. 2 Stunden wieder geöffnet wird. So lange wollen wir nicht in der Hitze warten, zumal wir ja auch noch nach Capernaum wollen, bevor dort die Tore schließen. Außerdem geht es ja weniger um die Kirche als vielmehr um den Berg, bzw. um das was Jesus hier in seiner Bergpredigt erzählt haben soll (Mt 5,1-7,29). Also drehen wir der Kirche den Rücken zu, halten einmal Inne und stehen oben auf dem Berg und sehen vor uns den See Genezareth.

Den Berg hinab läuft es sich recht schnell und kurze Zeit später stehen wir wieder am Wanderweg parallel zur Straße, die von Tabgha nach Capernaum führt. Es ist nicht mehr weit, wir passieren einen Campingplatz mit lauter Partymusik und gelangen schließlich zum Eingangsbereich von Capernaum, wo Touristenbusse  geparkt sind und die Menschen scharenweise zum Eingangstor strömen. Das heutige Capernaum ist eine archäologische Stätte, die bei unserer Ankunft tatsächlich auch geöffnet ist. Beim Besuch sind hier Knie und Schultern bedeckt zu halten, was einem bei der Hitze nicht so leicht fällt, aber zumindest gibt es gleich mal einen Brunnen mit Trinkwasser, an dem wir nochmals unsere Flaschen füllen und unseren Durst stillen können. Als wir uns anschließend umschauen fallen wir als völlig verschwitzte und brotfertige Wanderer im Vergleich zu all den gepflegten Touristen, die aus ihren klimatisierten Bussen steigen vielleicht etwas auf, aber wenn die mal 10 Minuten hier stehen sind sie genauso verschwitzt, also geben wir nichts darauf und schauen uns die Ausgrabungen der spätantiken Synagoge und das Haus des Petrus an. Abschließend posieren wir verschwitzt wie wir sind für ein Abschlussfoto am Eingangstor von Capernaum, dann geht unsere Wanderung auf dem Jesus Trail zu Ende.

Jesus Trail Etappe 3: Kibbutz Lavi nach Arbel