Jesus Trail Etappe 1: Nazareth nach Kana

Details:

15,6 km (Distanz)

430 m (Aufstieg)

550 m (Abstieg)

221 m (niedrigster Punkt)

484 m (höchster Punkt)

Höhenprofil:

Höhenprofil

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Dienstag, 26.09.2023

Wir haben uns schon ein wenig eingewöhnt in Nazareth. Seit 3 Tagen sind wir hier und so geht der Etappenstart erst einmal durch bekannte Gefilde. Temperaturen um die 31°C sind vorhergesagt. Nach dem arabischen Frühstück in unserer Unterkunft im Fauzi Azar starten wir unsere Tour im Talkessel der Stadt und passieren zunächst die uns schon bekannte Verkündigungsbasilika und den alten orientalischen Markt „Souq“. Es geht etwa 100 Höhenmeter über 406 Stufen aufwärts durch die engen Gassen der Altstadt auf den Hügelzug, der die Stadt hufeisenförmig umgibt und schon in den frühen Morgenstunden ist dies eine ziemlich schweißtreibende Angelegenheit. Auf halbem Weg erreichen wir linker Hand die Kirche Mensa Christi, wo Jesus nach seiner Auferstehung den verbliebenen Jüngern erschienen sein soll (Markus 16:14). Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es über die Treppen kontinuierlich weiter bis wir den Aufstieg gemeistert haben. Damit stehen wir schon jetzt am höchsten Punkt der gesamten Tour auf 484 m, unser Tourziel Capernaum liegt 212 Meter unterhalb des Meeresspiegels am See Genezareth.

Hier oben angekommen müssen wir uns erst einmal neu orientieren. Unter uns im Tal liegt mit dem Zippori Nationalpark unser erstes Zwischenziel, aber der Weg wurde kurzfristig neu strukturiert und führt nun erst einmal nach rechts durch die Vororte von Nazareth. Wenig spektakulär folgen wir den Trailmarkierungen durch die Vorortstraßen und gehen am nächsten Kreisverkehr links abwärts ins Tal. An einer Bäckerei halten wir kurz an um uns mit Proviant einzudecken, dann geht es weiter bis zu einer Tankstelle an einem Kreisverkehr. Es lohnt sich, aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens wachsam zu sein und ich bin froh, als wir an einem Treppenabgang den schmalen Gehweg verlassen und unterhalb der vielbefahrenen Route 79 hindurch die Stadt samt Verkehr hinter uns lassen können. Vor uns liegen Feldwege, die uns nach Zippori führen werden, auffällig ist hier jedoch der viele Müll, der einfach achtlos in der Landschaft entsorgt wurde. Wir wurden darauf bereits von einigen Menschen in Nazareth vorbereitet und uns wird in den nächsten Tagen immer wieder auffallen, dass diese Art der Müllentsorgung bevorzugt in den arabischen Gebieten des Landes anzutreffen sein wird.

Nachdem wir die Müllstellen hinter uns gelassen haben wird es zum ersten Mal landschaftlich interessant. Wir wandern durch Olivenhaine und über Feldwege in freier Natur bis wir den Eingangsbereich zum Zippori Nationalpark erreichen. Hier gäbe es die Möglichkeit, die Ausgrabungsstätte einer römischen Villa zu besichtigen. Dies würde jedoch mehrere Kilometer zusätzlicher Wegstrecke bedeuten, was wir angesichts der jetzt schon herrschenden Temperaturen von über 30° C einstimmig ablehnen. Stattdessen suchen wir uns erst einmal ein schattiges Plätzchen um ausreichend zu trinken und ein wenig auszuruhen. Anschließend geht es durch ein Waldgebiet weiter, zunächst eben und dann kontinuierlich bergauf bis wir die arabische Siedlung Mash’had erreichen, die unter dem alttestamentarischen Namen Gath-Hepher als Geburtsort von Jona bekannt ist. An einem kleinen Laden am Ortseingang kaufen wir Eis und Getränke, man kann hier fast nicht so viel schwitzen wie man trinken muss. Zur gleichen Zeit ist im Ort die Schule aus und wir treffen immer wieder auf Gruppen arabischer Kinder die uns überaus freundlich begrüßen, fragen wo wir herkommen und uns herzlich Willkomen heißen in ihrem Land. Mir fällt unweigerlich der Kontrast zu Deutschland ein, wo ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass auf offener Straße arabische Menschen einfach so freundlich angesprochen und Willkommen geheißen werden. Auch in den jüdischen Gebieten werden wir in den nächsten Tagen noch vielen freundlichen und offenen Menschen begegnen, einzig die ultraorthodoxen Juden werden wir auf dem weiteren Verlauf unserer Reise uns gegenüber als ignorierend oder geringschätzend erleben.

An der Moschee in Mash’had, in der angeblich noch die sterblichen Überreste von Jona liegen sollen (die meisten Quellen gehen eher davon aus dass sein Grab beim ehemaligen Niniveh im heutigen Irak zu verorten ist), biegt der Weg nach links ab und geht steil nach unten. Hier wird gerade die Straße frisch geteert, was uns zu einem kleinen Umweg zwingt und mich zur Überlegung, wieso man in den Mittagsstunden bei über 30° C auch noch die derartig hitzeexponierten Arbeiten durchführen muss. Schließlich verlassen wir den Ort und sehen vor uns in der Senke bereits unser Etappenziel Kana liegen. Über einen Feldweg erreichen wir die ebenfalls arabisch geprägte Stadt und checken wenig später in unserer privaten Unterkunft im Kana Palace ein. Nach einer Dusche ruhen wir uns erst einmal in den klimatisierten Räumen aus und trinken einen Kaffee. Unser Gepäck ist zwischenzeitlich auch schon angekommen und so können wir abgekühlt und erholt in frischen Kleidern wenig später die Hochzeitskirche von Kana erkunden.

Hier soll Jesus sein erstes Wunder vollbracht und Wasser in Wein verwandelt haben. In den Kellerräumen der Kirche lassen sich heute noch die bei Ausgrabungen freigelegten Überreste einer Synagoge besichtigen und hinter einer Glasvitrine findet sich hier ein alter Steinkrug, der angeblich einer der sechs Krüge sein soll, den Jesus für das Wunder aus Johannes 2:6 verwendet haben soll. Vor uns hat eine Gruppe von afrikanischen Pilgern den Raum mit dem Steinkrug betreten und beim Anblick desselben geraten sie auf der Stelle in Ekstase und Verzückung. Erst als die afrikanischen Pilger unter Absingen lauter Lieder aus dem Raum weiterziehen, der unter Berücksichtigung der angebrachten Schilder eigentlich andächtig und in Stille betreten werden sollte, bekommen wir selbst die Möglichkeit das Gefäß näher zu betrachten. Ob es sich hierbei tatsächlich um einen der sechs Krüge handelt ist natürlich unter Experten umstritten, aber angeblich datiert der Ursprung tatsächlich aus der Zeit Jesu.

Ein Stockwerk höher besichtigen wir dann noch das tatsächliche Kirchengebäude bevor wir weiterziehen um uns um das Abenessen zu kümmern. Vor der Kirche wird tatsächlich Hochzeitswein aus Kana verkauft, wir bleiben heute jedoch lieber bei Wasser oder anderen alkoholfreien Getränken, als wir wenig später im Alhallal-Restaurant eintreffen, wo unser Essen im Rahmen des Pauschalangebots der Reise bereits bezahlt ist. Es gibt reichlich Hühnchenschnitzel mit Pommes, Salat, Tahinisauce und Hummus, so dass wir wenig später satt und müde in unsere Unterkunft zurückkehren.

Jesus Trail Etappe 2: Kana nach Kibbutz Lavi