Sardona-Welterbe-Weg Etappe 1: Filzbach zur Murgseehütte

Details:

13,5 km (Distanz)

1.649 m (Aufstieg)

549 m (Abstieg)

713 m (niedrigster Punkt)

1.996 m (höchster Punkt)

Höhenprofil:

Höhenprofil

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Dienstag, 09.08.2022

Die Tour beginnt in den frühen Morgenstunden an der Talstation der Sportbahnen Kerenzerberg in Filzbach und da die langsamste Sesselbahn der Schweiz den Betrieb noch nicht aufgenommen hat liegen erst mal 600 Höhenmeter Aufstieg zum Berggasthaus Habergschwänd vor mir. Auf dem Weg dorthin eröffnen sich immer wieder schöne Ausblicke zum Walensee im Tal und zu den Churfirsten im Norden, die ich auch an den nächsten Tagen immer wieder erblicken werde. Nachdem der erste Aufstieg geschafft ist folgt ein angenehmer halbstündiger Abstieg zum Talalpsee, der idyllisch in einem Bergkessel eingebettet liegt. Im Vorfeld war mir schon bewusst, dass die Region Geopark Sardona eher unberührt und nicht so sehr touristisch überlagert ist und bereits hier zu Beginn der Fernwanderung wird mir dies in der Einsamkeit am Talalpsee vor Augen geführt. Die gesamten fünf Tage meiner Wanderung werde ich abgesehen von meinen Unterkünften weitgehend alleine in der Natur sein und ich genieße diese ersten Momente bereits hier am See.

Nachdem der Talalpsee passiert ist führt der Weg zunächst wieder leicht aufwärts und ich passiere die Helllochdoline, eine große Senke, die durch den Einsturz eines unterirdischen Hohlraums entstanden ist. Die Informationstafeln zur Doline vermitteln den Eindruck eines für Geologen hochinteressanten Phänomens. Mich hat die Senke eher weniger beeindruckt und so wandere ich weiter, jetzt auf steilerem Anstieg aufwärts am Mürtschenstock entlang, hinter dem gerade die Sonne aufsteigt. Ich passiere die Alp Hummel auf 1.560 m. ü. M. und lege eine erste kurze Trinkpause ein, ehe ich weiter Richtung Mürtschenfurggel aufsteige. Hier passiert mir an einem eher unspektakulären Anstieg ein kleines Missgeschick und ich knicke im Sprunggelenk rechts ein wenig um. Die knöchelhohen Wanderschuhe verhindern ein massiveres Trauma, aber ich hatte sie nicht fest genug gebunden und so spüre ich die Auswirkungen schon. Ich überlege kurz, ob ich bereits hier abbrechen muss, aber auch dann müsste ich den gesamten Weg wieder zurücklaufen. Ich schnüre meine Wanderschuhe so fest wie möglich und probiere weiterzulaufen. Es funktioniert, die Stabilität ist gut, die Schmerzen gut aushaltbar und so gehe ich langsam unter Zuhilfenahme der Trekkingstöcke weiter aufwärts, bis ich schließlich den Mürtschenfurggel auf 1.839 m. ü. M. erreiche.

Der Boden ist hier in der Region der Mürtschenalp aufgrund roter Tonschiefer aus der Verrucano Gruppe blutrot gefärbt, ein weiteres geologisches Phänomen auf meiner Wanderung durch den Geopark Sardona. Früher wurden hier Erze abgebaut und auch mein heutiges Tagesziel Murgseehütte verdankt seine Existenz dem früheren Erzabbau. Erst aber geht es weiter auf dem Weg dorthin, zunächst mit einem kurzen Abstieg zu einer kleinen Furt über den Gsponbach und dann wieder im Gegenanstieg aufwärts auf den Murgseefurggel, wo ich auf 1.985 m. ü. M. den höchsten Punkt des Tages erreicht habe.

Ich befinde mich an der Grenze vom Kanton Glarus nach St. Gallen, unter mir liegen die Murgseen eingebettet im Bergkessel und auch die Hütte am See kann ich im Tal erkennen. Von hier aus ist es noch ein halbstündiger gemütlicher Abstieg bis ich schließlich die Murgseehütte erreiche. Trotz der Einsamkeit auf der Wanderung ist die Hütte gut besucht, was auch daran liegen mag, dass man die Hütte als Tagestourist auch über eine einfachere Wanderung vom Murgtal kommend besuchen kann. Die Energiegewinnung für die Hütte erfolgt über ein eigenes kleines Wasserkraftwerk während die Versorgung mit großem Mehraufwand mittels Helikopterflügen gewährleistet wird. Warmes Wasser und Duschen sucht man hier vergebens, und so verabschieden sich die meisten Besucher am späten Nachmittag wieder und wandern ins Tal ab, während ich nach einem alkoholfreien Apfelwein vom Fass mittlerweile bei Kaffee und Käsekuchen auf der Terrasse sitze und beobachte, wie die Sonne langsam hinter dem Murgseefurggel verschwindet.

Zwischenzeitlich habe ich mein Sprunggelenk getaped und entschieden, dass ich mit Tape und fester Schnürung der Schuhe aufgrund der nur geringen Schwellung und Beschwerden am nächsten Tag erst mal weiterlaufen werde. Um 18:00 Uhr gibt es Abendessen für die verbliebenen Gäste, die die Nacht im Massenlager im oberen Stockwerk verbringen werden. Piccata Milanese mit Spaghetti steht auf dem Speiseplan, anschließend nochmal einen kleinen Spaziergang zum naheliegenden See bevor ich mich ins obere Stockwerk der Hütte zu meinem Schlafplatz begebe. Das Massenlager ist in abgetrennte Abteile aufgeteilt und bei den wenigen Gästen die heute hier übernachten finde ich auch in der Nacht die nötige Ruhe um am nächsten Morgen ausgeschlafen die nächste Etappe der Tour anzugehen.

Sardona-Welterbe-Weg Etappe 2: Murgseehütte zur SAC Spitzmeilenhütte